
Kürzlich traf ich einen ehemaligen Dozenten der Filmschule, an der ich studierte. Im Gespräch erzählte ich ihm, dass ich nun Hypnosetherapeut bin und nicht mehr im Filmgeschäft arbeite. Daraufhin meinte er ohne zu zögern: "Jetzt schreibst du nicht mehr deine Drehbücher, sondern nimmst die Geschichten deiner Klienten und machst daraus einen eigenen Film!" Ich musste schmunzeln, denn wie recht er doch hatte! Auf eine Art stimmt es – ich realisiere den Film basierend auf dem Leben, also dem Drehbuch, der Personen, die zu mir kommen. Und das Beste daran ist, dieser Film endet immer mit einem Happy End. Ganz großes Kino! Dieser Film wird zur eigenen Heilsgeschichte.
Wie auch immer - zwischen dem Filme-Schauen und der Hypnosetherapie gibt es einige interessante Zusammenhänge, insbesondere hinsichtlich der psychologischen Mechanismen und der emotionalen Einflüsse auf den Zuschauer:
1. Eintauchen und Trancezustände: Beide Aktivitäten können Menschen in einen tranceähnlichen Zustand versetzen. In der Hypnosetherapie wird dieser Zustand therapeutisch genutzt, um Zugang zum Unterbewusstsein des Klienten zu erhalten und psychologische Probleme zu behandeln. Beim Filmsehen kann ein tiefes Eintauchen ebenfalls zu einem tranceähnlichen Zustand führen, in dem der Zuschauer seine Umgebung vergisst und vollständig in die Handlung eintaucht.
2. Emotionale Reaktionen und Katharsis: Filme können starke emotionale Reaktionen hervorrufen und dem Zuschauer ermöglichen, Gefühle wie Trauer, Freude oder Angst intensiv zu erleben, was einer kathartischen Erfahrung ähnelt. Ähnlich kann Hypnosetherapie genutzt werden, um emotionale Blockaden zu lösen und tief liegende Gefühle zu verarbeiten.
3. Veränderung von Wahrnehmungen und Überzeugungen: Sowohl Hypnosetherapie als auch Filme haben das Potenzial, die Wahrnehmungen und Überzeugungen einer Person zu beeinflussen. Hypnosetherapie zielt darauf ab, negative Glaubenssätze und Verhaltensmuster durch positive zu ersetzen. Filme können ebenfalls die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen die Welt sehen und verstehen, indem sie neue Perspektiven und Lebenserfahrungen präsentieren.
4. Einsatz als therapeutisches Werkzeug: Filme werden manchmal in der Therapie verwendet, ähnlich wie Hypnosetechniken, um Themen zu erkunden und zu diskutieren, die für den Klienten relevant sind. Diese Methode, bekannt als Filmtherapie oder Cinema-Therapie, nutzt die narrative und emotionale Kraft von Filmen, um therapeutische Gespräche zu fördern und Einsichten zu gewinnen.
Diese Parallelen zeigen, dass sowohl Hypnosetherapie als auch das Filmsehen tiefgreifende psychologische Erfahrungen sein können, die wesentlich dazu beitragen, wie Individuen sich selbst und ihre Umwelt verstehen und verarbeiten.
Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass in einer hypnotherapeutischen Sitzung gezielt auf den "Film", respektive die Lebensgeschichte des Klienten eingegangen und dieser therapiert wird. Der Klient ist in seinem eigenen Film und wird vom Therapeuten fachlich hindurchgeführt. Der Klient erlebt sozusagen das Happy Ending, indem das Drehbuch seines Lebens neu geschrieben wird. Und das Gute: er "spielt" seine eigene Hauptrolle. Der Held oder die Heldin der eigenen Geschichte.
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